Noch immer wird ein Grossteil des Baumschnittes im Frühjahr angezündet und trägt damit zur Feinstaubbelastung der Luft bei. Dass es auch anders geht, zeigen engagierte Hochstammproduzenten im Baselbiet.
Dieser Ast noch – den aber lassen wir noch, der trägt nächstes Jahr schöne Früchte – dieser ist von der Leiter kaum mehr zu erreichen, deshalb weg und hier noch diesen Konkurrenztrieb weg und dieser Baum ist fertig. Es ist Winter und die Hochstammbauern schneiden ihre Bäume, damit diese auch im nächsten Jahr Früchte von hoher Qualität liefern können.
Wohin mit dem Baumschnitt?
Wohin aber mit allen diesen Ästen am Boden? Die immer noch häufigste Lösung heisst: auf einen Haufen und verbrennen. Nur die wenigsten machen noch Wellen für den Ofen, das Baumschnittholz ist dazu auch herzlich schlecht zu gebrauchen, da verwinkelt, verästelt, kurz und lang und sehr aufwendig in der Verarbeitung im Vergleich zu Ästen aus dem Wald. Ein paar Bauern häckseln ihr Schnittholz und verwenden die Schnitzel im Auslauf der Tiere oder im eigenen Ofen. Auch werden viele Äste im Wald deponiert, wo diese eigentlich kaum stören. Dieses ist jedoch gesetzlich verboten.
Verwertung für Holzschnitzelheizungen
Die vielen Feuer im Spätwinter auf dem Landwirtschaftsland sind keine gute Werbung für die Landwirtschaft. Diese offenen Feuer sind für einen grossen Teil des Feinstaubes im Winter verantwortlich und es ist eine Verschwendung eines wertvollen Energieträgers. Im Kanton Baselland wurde immer wieder ein Verbot des Verbrennens von Ästen gefordert. Deshalb haben engagierte Bauern des Baselbieter Obstverbandes reagiert und zusammen mit dem Kanton nach Lösungen gesucht. Die Lösung ist die Verwertung des Obstschnittholzes in modernen grossen Holzschnitzelfeuerungen. Es wurden die Gemeinden motiviert, zusammen mit den Bauern, geeignete Depotplätze zu bestimmen, wo die Bauern ihre Äste anliefern können. Diese Äste werden dann im Frühjahr von einem Unternehmer zu Schnitzel verarbeitet und verwertet. Für die Bauern entstehen keine Kosten. Die Reinigung der Depotplätze wird in der Regel von einem Landwirt übernommen und von den Gemeinden bezahlt. Auf diese Weise wurden im Winter 2011/12 im Kanton Baselland in 18 Gemeinden Äste gesammelt, welche dann zu über rund 3`000 Kubikmeter Holzschnitzel verarbeitet wurden. Damit konnte eine Menge von 180`000 Litern Heizöl ersetzt werden und die Luft wurde von Feinstaub entlastet.
Imagepflege ist wichtig
Hochstammobstbäume berechtigen zu ökologischen Direktzahlungen. Diese können mit den Zuschläge gemäss Ökoqualitätsverordnung recht beträchtlich sein. Diese Zahlungen könnten gefährdet sein, wenn diese offenen Feuer zu einem Thema werden sollten. Deshalb soll das Baselbieter Modell auch in anderen Regionen Fuss fassen.
Von Pascal Benninger, Biobauer und Hochstamm Suisse-Produzent
(4. Februar 2013)